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Ich und der Spiegel Nerhegeb

von Anonym

Ich liebe den Schlafsaal der Slytherins, tief unten im Keller und ich

mag meine Freunde, die ich dort gefunden habe. Doch so richtig jemanden, mit dem ich durch Dick und Dünn gehe, habe ich nicht. Natürlich gehe ich mit den anderen kleine Gryffindors ärgern und bin bemüht so viele Punkte wie möglich für das Haus zu holen, doch jemand, mit dem ich meine Gedanken teile, gibt es nicht. Als ich in der zweiten Klasse hier in Hogwarts war, wurden meine Eltern umgebracht, beide Zauberer. Es geschah lautlos und für mich ohne Vorwarnung, niemand konnte es nachvollziehen, mit Ausnahme von mir. Mutter und Vater waren Todesser, doch mir wollten sie es ersparen, in den Ferien blieb ich in Hogwarts, damit ich geschützt war. Davon gewusst habe ich damals nichts. Doch nach ihrem Tod erhielt ich einen Brief, alles war erklärt, meine Eltern wollten keine Todesser sein, waren nur durch ihre Eltern hinein gezogen worden, für mich unverständlich, ich dachte immer sie wären überzeugt von dem, was sie tun. Doch ein reiner Erklärungsbrief wäre nicht der Rede wert, nein, es war auch ein Erpressungsbrief. Man hielt mir vor, dass ich, wäre ich nicht in Slytherin, bereits tot wäre, doch so hätte ich noch eine Gelegenheit. Ich bin kein sehr guter Schüler, das kleine Mittelmaß, niemand Besonderes. Deshalb weiß ich, dass ich mich nicht gegen sie wehren kann, wenn sie ernst machen, denn bis zum Ende der fünften Klasse habe ich Zeit mir zu überlegen, ob ich die „Freunde" meiner Eltern kennen lerne oder lieber sterbe. Ich habe keine Ahnung, was welcher Weg für Folgen hätte… So kommt es, dass ich nachts in meinem Bett liege und kein Auge zu bekomme. Meine Leistungen werden schlechter und ich leide immer mehr unter den Beschimpfungen der Lehrer, weil ich meine Hausaufgaben nicht mache. Ich beginne mich abzusondern, ohne, dass ich es will. Innerlich werde ich von meinen Gedanken und Fragen zerfressen, gespalten… Diese Nacht liege ich wieder da, atme die kühle Luft des Kellers, betrachte den matten Schein der Fackel im Vorraum. Ich fasse diese Nacht erstmals den Beschluss etwas zu tun, denn das denken zermürbt mich. Leise stehe ich auf und verlasse den Schlafsaal, steige hinauf in die Flure des Schlosses. Meine nackten Füße verursachen leise Geräusche auf den kalten Bodenplatten, manchmal laufe ich über Teppiche, doch ich merke es kaum. Die schlafenden Gemälde gleiten an mir vorbei, alle Türen sind verschlossen, es ist fast gänzlich schwarz um mich herum. Einmal biege ich links ab, ein Stück weiter steht eine Tür offen, blasses Licht fällt heraus. Ich gehe darauf zu, die Ablenkung vertreibt meine Gedanken. Beim Eintreten sehe ich die Lichtquelle groß und deutlich durch ein Fenster mir gegenüber, heute ist Vollmond. An einen alten, schäbigen Tisch gelehnt steht eine Platte mitten im Raum, sonst ist er gänzlich leer. Meine Neugier vertreibt die letzten düsteren Gedanken und ich laufe um den Tisch herum. Ein Spiegel zeigt sich mir, doch nur der leere Raum spiegelt sich darin, mein Blick streift nach oben, den dunklen Rahmen zieren verstaubte Buchstaben, meine Hand streicht darüber: „NERHEGEB". Meine Stirn legt sich in Falten. Die glatte Oberfläche zeigt auf einmal Kräuselungen und dann sehe ich zwei verhüllte Gestalten sich in ihr spiegeln, ich drehe mich um, doch da ist niemand. Ihre Gesichter kann ich nicht erkennen, doch die Größere legt den Arm um die etwas Kleinere und Zierlichere. Jetzt weiß ich, wer da steht, meine Eltern. Beide strecken sie einen Arm vor und schlagen die langen Ärmel ihrer schwarzen Gewänder zurück. Die Arme sind nackt, um den einen liegen zwei bronzene Armreife, es sind die meiner Mutter, ich erinnere mich an sie, doch etwas fehlt. Was nur? Ich setze mich zu Boden und betrachte sie, mein Herz wird schwer und Tränen fließen lautlos meine Wangen hinab, jetzt weiß ich, die Todesserzeichen, sie sind verschwunden.

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